Ein hierzulande unbekannter Klassiker des modernen Chinas: Qian Zhongshus Die umzingelte Festung. (围城, wéi chéng). Es geht um einen jungen chinesischen Studenten, der nach einem längeren Auslandsaufenthalt in sein Heimatland zurückkehrt. Weil er sich im Ausland nur auf Studentenpartys herumgetrieben und keinen vernünftigen Abschluss hat (in China nennt man solche Studenten 海龟, hăī guī = Meeresschildkröten), kauft er sich vor der Überfahrt noch schnell einen Fake-Abschluss von einer nicht existierenden Universität. Bereits auf der Überfahrt lässt er es dann noch einmal krachen und bändelt mit verschiedenen Frauen an. Doch er hat dabei – wie auch später im Roman – kein Glück mit den Frauen und lässt sich von einem Freund dazu überreden, mit ins Landesinnere zu reisen und eine Stelle an einer kleinen Universität anzunehmen. Die Beschreibung dieser Reise gehört mit zum Witzigsten, was der Roman zu bieten hat, etwa wenn 100 Chinesen versuchen, sich in einen Bus mit 50 Plätzen zu zwängen oder wenn der Protagonist Hung-Chien sich fast übergeben muss, als der den Reiswein-Zwiebel-Rüben-Atem einer Mitfahrenden in die Nase bekommt. Nicht zu verachten sind auch die zahlreichen, satirischen Charakterstudien und die treffenden Sentenzen.
Ob Hung-Chien wohl doch noch einen Traumjob und eine Traumfrau abbekommt?