Wenn man sowieso glaubt, dass Religion eine Fiktion ist…

…kann es einem dann noch viel ausmachen, wenn ein religiöses Werk fingiert ist – in dem weiteren Sinne, dass es wirklich als “Fake” intendiert ist? Dies könnte bei der rätselhaften “Kolbrin Bible” der Fall sein. Einige Webseiten behaupten, dass darin Originalmanuskripte aus frühester Zeit enthalten seien, die im 12. Jahrhundert aus der Glastonbury Abbey entwendet wurden und seitdem durch die Hände verschiedenster Priester und Anhänger religiöser Kulte gegangen sind. Andererseits existiert keine Wikipedia-Seite über diese “Parallel-Bibel”; auf den Seiten, die darüber berichten, tauchen immer wieder dieselben zwei bis drei Namen auf…

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Nichtsdestotrotz habe ich mir die neueste “21st century”-Version der “Kolbrin Bible” mal heruntergeladen und angefangen, darin zu lesen. Bereits zu Beginn fällt auf, dass im vermeintlichen altägyptischen Teil (das Bronze-Buch, bestehend aus sechs Kapiteln) einige keltisch klingende Namen verwendet werden – der keltische Teil der “Bibel” beginnt aber erst später. Schlampige Editionsarbeit oder schlampige Fälschungsarbeit? Doch wieso sollte sich jemand die Mühe machen und 600 Seiten lang Geschichten aus der Bibel umschreiben und mit ägyptischen und keltischen Mythen spicken?
Ich werde versuchen, die “Kolbrin Bible” einfach als literarisches Werk zu lesen – denn der Text an sich funktioniert allemal. Es finden sich schöne Weisheiten wie “The earth is not for the pleasure of man, but is a place for the instruction for his soul” und feinsinnige Beobachtungen wie “Before this he [man] was not free, being one with everything about him”. Also: Gedanklichen Abstand bewahren und ein freier Geist bleiben.

One Comment Add yours

  1. Gringo says:

    Vom Gilgamesch-Epos bis zu Ossian und Tolkien wurde schon erfolgreich vorgemacht, Texte als Bekenntnisse zu einer bestimmten Welt zu kreieren, die letztlich wie jede Religion nur fiktiv in Köpfen vorhanden ist, warum also nicht auch Kolbrin oder Harry Potter – man braucht es nur ernst zu nehmen zu beginnen und siehe da : wir beginnen im Bus Elfen zu sehen und der Bus fährt zum Gral und der Busfahrer wird ein Hexenmeister und wir selber sind die Hexermeisterin. Simsalabim.

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