Ich schätze es sehr…

… Chinesisch im Selbststudium lernen zu können. Nach all den Jahren an Schule und Uni ist es eigentlich das, was ich will: beim Lernen in Ruhe gelassen zu werden. Keine langen Anfahrtswege im vollen Bus oder U-Bahn, die einem gleich wieder einen Teil der Lernenergie rauben. Keine Mitschüler oder -studenten, vor denen man nicht übereifrig wirken darf, so tun muss, als hätte man die Hausaufgaben nicht gemacht. Keine Lehrer, vor denen man so tun muss, als hätte man sie gemacht.
Nach vier Semestern Chinesisch an der Uni lerne ich nun seit einem guten Dreivierteljahr Chinesisch zu Hause. Nach einem halben Jahr hatte ich das komplette Buch zur Stufe B1 durchgearbeitet – an der Uni hätten wir dafür mindestens zwei Semester gebraucht. Ich teile mir das Pensum selbst ein und kann mich auch mal zu den unsinnigsten Zeiten mit dem Lehrbuch hinsetzen und das neue Kapitel anfangen. Natürlich kann man einwenden, dass das Sprechen zu kurz kommt, doch ich habe selbst den Schwerpunkt auf Lesen und Übersetzen gelegt. Ein Lehrer meinte mal, ich würde alle Sprachen wie tote Sprachen behandeln – dabei leben sie für mich am meisten auf dem Papier.

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(www.chinalink.de)

4 Comments Add yours

  1. almathun says:

    So lerne ich auch am liebsten. Ich finde die Bezeichnung “tote Sprache” an sich unglücklich. So, als ob nur gehört zu werden zum Leben verhilft.

  2. Würde mich interessieren, ob du auch etwas autodidaktisch lernst? 🙂

  3. almathun says:

    Den ganzen Internet-Krams habe ich mir damals Mitte der 90er komplett selbst beigebracht. Gärtnern und Photographie auch. Dieses Jahr habe ich mir selbst beigebracht, wie man ein Gartenhaus renoviert, v.a. die Außenwand, Tür, etc. Also wie du siehst, sind es bei mir zur Zeit mehr die handwerklichen Dinge des Lebens. Auf meinem Gartenblog beschreibe ich das.

  4. Gringo says:

    Mir scheint, dass in der Gesellschaft generell der Rückzug und die Selbstbeschäftigung die am wenigsten verstandenen Verhaltensweisen sind, weil stets Kontakt und Geselligkeit erwartet wird (was ein stilles Fürsichsein ja nicht generell ausschließt – aber alles zu seiner Zeit). Rückzug wird automatisch mit “Entzug” oder “langweilig” oder “tot” gleichgesetzt, obwohl sich gerade in der Stille – was nach außen hin natürlich ereignislos wirkt – auch viel innerlich ereignen kann. Vielleicht ist das aber auch nur der anders formulierte gesellschaftliche Groll, daran nicht teilhaben zu können …

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