Deutsche Bücher in China

Nachdem immer mehr chinesische Bücher ins Deutsche übersetzt werden, wollte ich mal nachschauen, wie es umgekehrt aussieht. Das Fazit: Rosig, zumindest für die Kinderliteratur. Da es in China kaum Illustratoren für Kinderbücher gibt, werden viele Kinderbücher aus Deutschland “importiert”. So heißt zum Beispiel Räuber Hotzenplotz lautmalerisch mit “Dadao Huochenbuluci” übersetzt, oder Michael Endes Roman Momo mit “Maomao”. Barbapapa heißt dagegen einfach “Babababa”.
Nicht so gut sieht es allerdings für die deutsche Belletristik aus: Hier gibt es immer genügend Nachschub von chinesischen AutorInnen uns so wird kaum etwas übersetzt, was nicht auch auf dem anglo-amerikanischen Markt Fuß fassen kann – natürlich fallen einem da gleich Patrick Süskinds Parfum oder Bernhard Schlinks Vorleser ein.
Eine Ausnahme bildet hier ausgerechnet eins meiner früheren Lieblingsbücher: Der Geschmack von Apfelkernen von Katharina Hagena. Dieses Werk, in dem eine junge Frau mit der Vergangenheit ihrer Familie und ihres Heimatlandes konfrontiert wird, wird sogar als “Roman über die deutsche Seele” gerühmt. Kein Wunder, denn die Chinesen finden alles interessant, was mit dem deutschen Nazierbe zu tun hat, erinnert es sie doch an ihre eigene Diktatur-Vergangenheit. Außerdem dürfte bereits der Titel viele Chinesen reizen, einen Blick in das Buch zu werfen – denn klingt “Der Geschmack von Apfelkernen” (oder: “Die Bitterkeit von Apfelkernen” in der Übersetzung) nicht nach einer typisch chinesischen Naturmetapher?

22364960755_2fdcfb0901

One Comment Add yours

  1. Gringo says:

    Das Buch habe ich leider nicht gelesen, aber zumindest den Kinofilm gesehen – von dem ich allerdings nicht weiß, ob er die Stimmung des Buches trifft. Die schönste Szene, fand ich, war der Sommer in dem die beiden Schwestern in ihrer Jugend im Apfelbaum saßen und die eine um das Apelgehäuse herum aß und die andere herzhaft den ganzen Apfel aufaß.

Leave a Reply