Nun habe ich soeben “Heimat 2″…

… den zweiten Teil der Heimat-Trilogie fertig geschaut und muss sagen, dass mir gerade die letzte Episode sehr gut gefallen hat. Darin reist Hermann – Protagonist und Musikschaffender – quer durch ganz Deutschland und trifft verschiedene Freunde aus seinen letzten 10 Jahren in München wieder. Indem Hermann sieht, was aus seinen Freunden geworden ist, kann er sich über seine eigene Entscheidung klarer werden: Kunst oder Leben?
Er trifft auch Clarissa wieder, seine große Liebe aus den Jahren in München, und sie schläft sogar mit ihm, obwohl sie immer noch Angst davor hat, das bürgerliche Bett mit ihm zu teilen (deshalb schlafen sie auf dem Boden). Diese mondklare Nacht in einem Hotel in Amsterdam ist die Erfüllung all dessen, was sich Hermann (und der Zuschauer) nie hätte träumen lassen. Einmal steht Clarissa am Fenster und sagt “Da waren immer die anderen. Diese furchtbaren anderen” und meint dabei wohl die Freunde, die einander zu künstlerischen Leistungen anspornten, aber eben auch kaum Luft zum Atmen ließen.
Clarissa hat sich künstlerisch befreit, und genau das will Hermann auch: sich von seinem Mäzenen, dem Konsul Handschuh, freimachen, und unabhängige Musik machen. Doch dazu muss er sich zuerst von etwas anderem freimachen, und zwar einem alten Versprechen, das er sich gegeben hat: nie mehr die alte Heimat und seine Mutter wiederzusehen. Und so steht er am Ende seiner Reise plötzlich auf dem Bahnhof von Simmern und geht die Landstraße zum Dorf entlang. Die Schafe scharren sich am Ortseingang, so, wie es bei seiner Abreise vor 10 Jahren getan hatten. Und man muss wieder an das Schubert-Lied denken, das Hermann zuvor im Film halb gesungen, halb vor sich hin gemurmelt hat:
Wo meine Freunde wandelnd gehn,
Wo meine Toten auferstehn,
Das Land, das meine Sprache spricht,
O Land, wo bist du? . . . .

Ich wandle still, bin wenig froh,
Und immer fragt der Seufzer: Wo?
Mit Geisterhauch rufts mir zurück:
Da, wo du nicht bist, ist das Glück!

Bleibt zu hoffen, dass Hermann seine musikalische Heimat im dritten Teil findet.

Hermann und Clarissa

2 Comments Add yours

  1. gringo says:

    Bei der Heimat-Trilogie muss ich unwillkürlich an einen Autor denken der mittlerweile – scheint mir – geradezu in Vergessenheit versunken ist und auch früher zu seinen Bekanntheitszeiten viel zu oft verkannt wurde : Herbert Achternbusch. Er ist und schreibt sehr eigenwillig aber konzentriert sich meiner Meinung nach auch in seinen ausuferndsten oder nebensächlichsten oder skurrilsten Erinnerungen immer auf Konkretisierung und Authentizität und auf die oft unausgesprochene Frage danach, was das Leben ausmacht. Und die Antworten die er teilweise direkt oder indirekt gibt aber vor allem diese stets Frage, die hinter allem steckt erheben ihn – meine ich – in die Weltliteratur, wo er eigentlich zuunrecht eher ignoriert wird.

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